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Eriks Meinung: Gleichberechtigung ist wichtiger als Gleichheit

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Müssen Frauen und Männer an jeder Stelle der Gesellschaft gleich repräsentiert sein, müssen sie gleichviel verdienen und das gleiche im Haushalt tun? Nein, andere Dinge sind deutlich wichtiger.

Bis zum 30. Juni 1977 waren Ehefrauen in der BRD per Gesetz für Hausarbeit und Kindererziehung verantwortlich. Eine Arbeit durften sie nur aufnehmen „soweit dies mit ihren Rechten und Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist“. Die Reformen des Ehe- und Familienrechts behoben diese Ungleichbehandlung. Heute kann man weitestgehend von einer Gleichberechtigung der beiden Geschlechter sprechen – einiger Ausnahmen, wie bei der Wehrpflicht, zum Trotz.

Wenn heute von „Geschlechtergerechtigkeit“ gesprochen wird und politische Forderungen erhoben werden, dann meinen die Wortführer damit eigentlich nicht die Gerechtigkeit. Unter diesem Schlagwort (man könnte es auch eine geschickte Tarnvokabel nennen) werden Ungleichheiten und Unterschiede zwischen den Geschlechtern thematisiert und als ungerecht angekreidet. Die Frage, ob nur Gleichheit gerecht sei, wird von solchen Akteuren bejaht. Doch gleiche Rechte können auch ungleiche Ergebnisse hervorbringen, wie auch bei der Care-Arbeit – und das ist auch gut so. Gleichberechtigung haben wir in Deutschland – Gleichheit brauchen wir nicht.

Auch die CDU streitet über solche Begriffe

Wenn ein Paar sich dafür entscheidet, dass der Mann daheimbleibt und die Kinder erzieht, während die Frau Vollzeit arbeitet und das Geld nach Hause bringt, dann spricht nichts dagegen, es so zu tun. Auch umgekehrt ist es kein Problem, wenn Frauen bei den Kindern bleiben möchten und mehr im Haushalt erledigt, während der Mann einer Lohnarbeit nachgeht. Man muss nicht alles 50/50 aufteilen. Wichtig ist nur, dass beide Partner mit dem Kompromiss einverstanden sind. Dieses gleichberechtigte Einverständnis macht die Aufteilung der Care-Arbeit gerecht, auch wenn sie ungleich ist.

Aktuell wird auch innerhalb der Union über diese Unterscheidung debattiert. Mit Caroline Bosbach setzt sich eine 34-jährige Frau dafür ein, den Begriff „Gleichstellung“ (eine weitere Tarnvokabel für Gleichheit) im CDU-Grundsatzprogramm durch „Gleichberechtigung“ zu ersetzen. Meine Daumen sind gedrückt, dass sie Anfang Mai auf dem Bundesparteitag dafür eine Mehrheit organisieren kann.

Der häufig angeführte Vergleich von Zeitsummen, die jemand für Haushalt und Arbeit erübrigt, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Dabei bleibt unberücksichtigt, welche Anstrengungen mit der Tätigkeit während dieser Zeit verbunden sind oder wie schwer sie demjenigen subjektiv fallen mögen. Ebenso, ob dafür besondere Fähigkeiten notwendig sind.

50/50-Aufteilung macht die Gesellschaft nicht besser

Die immer öfter erhobene Forderung nach Gleichheit – sei es bei Care-Arbeits-Zeit, Lohn oder Führungspositionen - führt zu der Wahrnehmung: Wenn wir hier keine Gleichheit erreichen, geht es ungerecht zu und solange können wir nicht zufrieden sein. Da Gleichberechtigung in Paarbeziehungen derzeit offenkundig nicht zu Gleichheit bei Erwerbsquote und Care-Arbeit führt, kann befürchtet werden, dass weitere politische Maßnahmen erdacht werden, um das Gleichheitsziel zu verwirklichen. Während Paare aktuell größtenteils frei von staatlichem Einfluss über ihre Zeit und ihre Aufgabenteilung verhandeln können, würde eine politisch verordnete Gleichheit eben diese freie Entscheidung verhindern.

Ja, Rollenbilder und gesellschaftliche Vorstellungen dazu spielen mit Sicherheit eine große Rolle bei der Verhandlung der Arbeitsteilung in Paaren und Familien. Das war wohl immer so und wird wohl auch immer so sein. Ob die Gesellschaft eine bessere wäre, wenn die Aufteilung immer 50/50 erfolgt, kann man aber bezweifeln. Vermutlich würden sich viel mehr Menschen unwohl mit dieser Aufteilung fühlen, da sie nicht ihrer eigenen Entscheidung entspringt. Der Kompromiss mit dem Partner ist eindeutig besser als eine Vorgabe des Staates – wie auch immer die aussehen möge.

Die Entwicklung geht ohnehin langsam in Richtung einer Angleichung. Neue Elterngenerationen teilen sich die Arbeit freiwillig anders auf als die Eltern von vor 40 Jahren: Der Care-Gap wird kleiner, der bereinigte Gender-Pay-Gap beträgt bereinigt nur noch 6 Prozent und die Erwerbsquote von Frauen steigt stetig. Die Unterschiede werden von den Gleichheitsbefürwortern groß geredet und künstlich skandalisiert. Das Ziel dahinter ist klar: Mehr Eingriffe in die Freiheit zugunsten der Gleichheit. Das sollte man – egal ob als Mann oder Frau – entschieden ablehnen. (eran)

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